Montag, 25. August 2014
大文字焼き (Daimonjiyaki)
So, komme ich jetzt doch endlich dazu, den versprochenen Text über das Daimonjiyaki abzuliefern. Eigentlich wollte ich ja gestern schon dabei, aber irgendwie hat mich dann doch bereits um 20:30 die Müdigkeit so übermannt, dass ich direkt eingepennt bin.

Beim Daimonjiyaki handelt es sich um den Höhepunkt des O-Bon Festes in Kyoto, hier werden dir Toten dann mit Feuerzeichen nach ihrem Besuch wieder zurück geschickt. Da es sich um eines der bekanntesten Feste Japans handelt, habe ich mich direkt auf den Weg gemacht, und nebenbei noch die Gelegenheit genutzt, eine Freundin zu besuchen.

Wie es sich gehört, haben wir die erste Nacht erst mal in einem schönen, traditionellen Ryokan verbracht.



Das schöne an den Übernachtungen im Ryokan ist meistens die überaus hohe Qualität des Frühstücks. Und auch dieses Mal wurden wir hier nicht enttäuscht, In dem traditionell eingerichteten, sauberen Speisezimmer wurde uns eines der beeindruckendsten Frühstücke, die ich jemals gesehen habe, serviert (zumindest was die Aufmachung angeht).





Über den Tag selber habe ich heute erst mal nicht allzuviel zu berichten, wie ich ja bereits erwähnt habe war außer strömenden Regen bis zum frühen Abend nichts zu holen. Anfangs sah es noch einigermaßen erträglich aus, weshalb wir uns erst mal auf den Weg zum Shimokamojinja gemacht haben (einer der bekanntesten und beliebtesten Tempel Kyotos, insbesondere Hochzeiten werden hier gerne durchgeführt). Kaum angekommen, wurden wir auch direkt von den sintflutartigen Regenfällen überrascht (zur Erinnerung, hier fiel in den 24 Stunden von Freitag bis Samstag Abend mehr Regen als ansonsten den gesamten August über), so dass wir natürlich (trotz Regenschirm) erst mal wunderschön durchnässt wurden. Und zwar noch ein gutes Stück vom Tempel entfernt. Gottseidank fand hier gerade ein Bücherflohmarkt statt, so dass wir uns erst mal in eines der Zelte zum unterstellen retten konnten.

Nachdem nach ca. 30 Minuten der Regen keine Anstalten machte, aufzuhören, und der Boden auch schon anfing richtig schön durchmatscht zu werden, beschlossen wir also, uns durch die Regenfälle auf dem Rückweg zur Bushaltestelle zu machen, und wieder in die Stadt zurückzukehren. Leider hatten sich die Kieswege auf dem Rückweg bereits in einen tosenden Strom verwandelt, so dass wir keine Wahl hatten, als einmal durchzuwaten. Es hat anschliessend auch nur ca. 1 Woche gedauert, bis die Feuchtigkeit wieder einigermaßen aus meinen Schuhe raus war. Danach trieben wir uns auch erst mal in Gegenden herum, in denen nicht so viel Regen war. Also hauptsächlich Restaurants, Cafes und Kaufhäuser.

Unter anderem waren wir auch eine japanische Eisspezialität essen: Kakigori. Das Wetter war zwar nicht unbedingt ideal für ein Eis, aber da ich mich schon eine ganze Weile darauf gefreut hatte, Kakigori zu probieren, und es mir in Fukuoka auch ganz bewusst verkniffen hatte, konnte ich mir das einfach nicht entgehen lassen.

Es handelt sich dabei hauptsächlich um gefrorenes Wasser, das mit einer speziellen Maschine abgeschabt und dann mit normalem Eis, Sirup und Bohnenpaste garniert wird. Aber seht einfach selbst:



Einfach fantastisch lecker, wird mit Sicherheit nicht das letzte Mal gewesen sein :)

Irgendwann gegen Abend liess der Regen dann auch tatsächlich soweit nach, dass wir beschliessen konnten, uns in Schale zu werfen und das Risiko einzugehen, zum Daimonjiyaki zu gehen. Und wie es sich für traditionelle Feste gehört, kleidet man sich dazu auch in landestypischer, traditioneller Tracht. Im Sommer handelt es sich dabei um den Yukata.



Es handelt sich dabei um eine etwas leichtere, und dadurch auch kühlere Version des Kimonos, welcher bevorzugterweise in den wärmeren Jahreszeiten von Männern und Frauen getragen wird. Wobei diese sich ein Schnitt, Material und insbesondere Gürtelgröße und -bindetechnik voneinander unterscheiden. Der Gürtel für Männer ist etwas schmaler und bindet sich einer Krawatte gar nicht mal unähnlich, wohingegen der für Frauen etwas breiter ausfällt, und von den meisten Frauen nur mit professioneller Hilfe gebunden werden kann. Hier daher noch ein direkter Vergleich mit meiner Begleitung:



Zum Daimonjiyaki werden auf den Kyoto umgebenden Hügel Feuer entzündet, die in Form verschiedener Symbole angeordnet sind. Auf Grund des fantastischen Wetters bekamen wir aber leider nur das letzte zu sehen, welches in Form eines Tores angelegt war.



Für die anderen Feuer war es leider zu bewölkt. Zum Abschluss der Feierlichkeiten werden dann normalerweise noch Laternen auf den Fluss gelassen, aber auch dass musste dieses Jahr leider ausfallen, da sich der Fluss wegen der starken Regenfälle in einen reißenden Strom verwandelt hatte. Die Laternen waren bereits vorbereitet, nur zu Wasser gelassen hat man sie nicht.



Die vorangegangenen Regenfälle waren in der Tat so stark, dass man uns während der Veranstaltung sogar einmal darum bat, von dem Fluss zurückzutreten, da ein Damm gebrochen war und man in Kürze einen merkbaren Anstieg des Wasserpegels erwartete. Wobei ich den Anstieg nicht wirklich als bemerkbar empfunden habe, aber ich denke, es ist schon sinnvoll, bei solchen Naturereignissen lieber etwas zu viel als zu wenig Vorsicht walten zu lassen (eine Einstellung, die man in Hiroshima leider nicht zu teilen scheint, weswegen hier bereits 39 Tote zu beklagen sind, und 40 Personen immer noch vermisst werden :(. Meine Gedanken sind bei ihnen.) Ich habe dann zum Abschluss noch versucht, ein Bild von dem Fluss zu machen, was allerdings auf Grund der mit der späten Uhrzeit einhergehenden Lichtverhältnisse leider nicht ganz trivial war. Aber ich denke, es ist mir geglückt, zumindest ein bisschen was von der Strömung einzufangen.



Glücklich, dass das Wetter uns zumindest erlaubt hatte, ein bisschen was zu sehen begaben wir uns anschließend noch in die Stadt, um zu Abend zu essen. Anschließend musste mich meine Begleitung dann auch wieder verlassen, und so begab ich mich dann noch alleine in meine Unterkunft, um den nächsten Tag wieder zurück zu reisen. An dem in Kyoto dann auch wieder die Sonne rauskam und es wirklich drückend heiß und schwül geworden ist. Und ich bei meiner Ankunft in Fukuoka dann schon wieder vom nächsten Regen begröüßt wurde. Ich habe so langsam dass Gefühl, ich bin tatsächlich ein 雨男.

Bis bald

Benjamin

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Freitag, 15. August 2014
お盆 (O-Bon)
Im Moment findet im westjapanischen Raum das O-Bon-Fest (お盆祭り) statt. Es handelt sich um einen wichtigen Feiertag zum Andenken an die Toten, insbesondere der eigenen Vorfahren. Aufmerksam darauf wurde ich, als ich am Dienstag meine Hemden zur Reinigung bringen wollte, und man mir dort freundlich mitteilte, dass ich diese vor nächster Woche nicht abholen könne, da man aufgrund der anstehenden O-Bon-Feierlichkeiten erst mal für 3 Tage das Geschäft schliesse. Ja, die Japaner haben entgegen sämtlicher anderslautender Gerüchte tatsächlich Feiertage, in denen viele Geschäfte auch wirklich dicht machen. Ausgenommen hiervon sind natürlich mal wieder die grossen Kaufhausketten und selbstverständlich die Konbinis (die haben wirklich 24/7/365 geöffnet) (Falls jemanden interessiert, warum ich meine Hemden hier zur Reinigung bringe, anstatt sie selber zu waschen und zu bügeln: Das, was man in Japan als Bügelbrett bezeichnet, ist eine einzige Zumutung, es handelt sich in der Tat nur um ein Brett, das man irgendwo hin legen muss, um darauf seine Sachen zu bügeln. Und zwar ein sehr kleines. Außerdem ist die Reinigung hier spottbillig, pro Hemd bezahle ich etwas unter 1 Euro, da lohnt sich der Kampf gegen das Bügelbrett wirklich nicht).

Es wird gesagt, dass während der Tage, die O-Bon dauert, die Geister der Toten zur Erde zurück kommen und ihre Angehörigen aufsuchen. Es hat sich deshalb etabliert, Kerzen mit den Namen der Vorfahren vor die Haustür zu stellen, um diesen den Weg zu weisen. Aber auch in den großen Tempeln des Landes werden Laternen entzündet, soweit ich weiss, insbesondere für in Kriegen und Katastrophen Verstorbene. Für diese Information übernehme ich allerdings keine Verantwortung.

Auch im Gokokujinja (護国神社) von Fukuoka wird diese Tradition durchgeführt, und nachdem ich dieses kurzfristig herausgefunden hatte, habe ich mich zu einem kurzfristigen Abstecher dorthin entschlossen, und möchte euch die entsprechenden Bilder auch nicht vorenthalten.









Auch Darbietungen traditioneller Kultur durften dabei natürlich nicht fehlen, und so konnte ich mir eine Vorstellung der traditionellen japanischen Harfe Koto (琴)...



und der traditionellen Laute Shamisen (三味線)



anschauen. Höhepunkt wird das O-Bon-Fest für mich dann morgen (also Samstag) in Kyoto finden, wo die Feierlichkeiten mit dem Entzünden des Daimonjiyaki (大文字焼き) beendet werden, und die Geister der Toten wieder zurück geschickt werden. Yukata und Geta sind bereits gepackt, in 2 Stunden fährt mein Shinkansen. Ich freue mich schon, und werde hoffentlich viele schöne Bilder machen und diese dann am Sonntag Abend (bzw. Nachmittag für euch) noch veröffentlichen können. Falls das Feuer nicht wegen Regens ausfallen muss :( Bis dahin

気をつけて

Ben

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Montag, 21. Juli 2014
Wieder da
お待たせいたしました。

Ich bin jetzt schon wieder seit über einer Woche in Japan zurück, und hab es noch nicht geschafft, einen ersten Eintrag zu verfassen. Aber dem will ich heute endlich Abhilfe schaffen.

Nach meiner Ankunft stellte sich erst einmal heraus, dass ich mir wunderschön die Regenzeit für meine Anreise ausgesucht hatte, so dass ich die ersten paar Tage eigentlich den ganzen Tag nur graue Wolken und Regenschauer zu Gesicht bekommen habe oO (bei ca. 30 Grad Lufttemperatur). Mir wurde allerdings auch schon berichtet, dass ich die Regenzeit spätestens im August vermissen werde, wenn die Feuchtigkeit hier keine Gelegenheit mehr bekommt, aus der Luft zu entweichen...

Naja, mal schauen. Die Regenzeit scheint inzwischen vorbei, und die Sonne kommt heraus. Es wird auch schon schön warm und schwül, bin gespannt, wie sich das noch entwickeln wird.

Ansonsten hatte ich das Glück, pünktlich zu einem der bekanntesten Festivals von Fukuoka anzureisen: Dem Yamakasa. Jedes Jahr am 15. Juli werden hier 1 Tonne(!) schwere Schreine von halbnackten (untenrum) Japanern aus verschiedenen Stadtteilen einen 5km langen Parcours entlang getragen, und das ganze um die Wette.

Das Rennen startete um 4:59, so dass ich bereits um 3:30 aufstehen musste, um einigermaßen pünktlich da zu sein. Als erstes begaben wir uns natürlich an den Start der Strecke, leider waren hier bereits solche Menschenmassen, dass man nur relativ schlecht etwas sehen konnte, aber ein oder zwei interessante Bilder sind doch gelungen.





Da wir es dann doch als etwas frustrierend empfunden haben, trotz unserer europäischen Größe nur sehr schwer sehen zu können (was unter anderem auch daran lag, dass der Start durch eine Ecke verdeckt war), entschieden wir uns dann nach dem Start der ersten 3 oder 4 Flöße (von insgesamt 7) uns direkt zum Ziel zu begeben, in der Hoffnung, dort etwas bessere Bedingungen vorzufinden. Und unsere Hoffnung sollte nich enttäuscht werden. Es war zwar auch hier bereits sehr voll geworden, aber wir konnten noch einen guten Blick auf die ankommenden Züge werfen. Begleitet wurde jedes Floß im übrigen von einem riesigen Tross, die sich unter anderem durch ständige "Oisa! Oisa!"-Rufe anfeuerten. Auch Wasserträger waren vertreten und sehr wichtig. Wasser hat in Japan allgemein eine sehr große spirituelle Bedeutung und wird vor allem Dingen zur spirituellen Reinigung von Körper, Geist und anderen Dingen genutzt, auf einem Festival mit diesem wird daher nicht gegeizt und die Teilnehmer werden großzügig mit Wasser übergossen, wofür jeder Tross seine eigenen Wasserträger mitführt. Und der Kühlungseffekt für die Träger sollte vermutlich auch nicht zu unterschätzen sein ;)



Hier hatten wir dann auch das Glück, die Flöße wirklich von vorne zu sehen, und konnten das eine oder andere interessante Bild erhaschen.





Aber auch die Rückseiten der Flöße waren aufwändig gestaltet.



Und zu letzt kann man noch schön erkennen, wie sie auch tatsächlich nur von Menschen getragen werden.



Bei keinem Rennen fehlen darf natürlich die Ergebnistafel, hier wurden die Zeiten der einzelnen Teams auf Holztafeln geschrieben und aus einem Fenster gehängt. Bitte bei den Zeiten daran denken, dass es sich um eine Strecke von 5000m mit mehreren Kurven handelte und die Teilnehmer insgesamt etwa 1 Tonne Gewicht mit sich rumgeschleppt haben. Ich finde die Zeiten unter diesen Gesichtspunkten schon echt beeindruckend.



Am Nachmittag wurde uns dann noch die Ehre zuteil, mit der Schule an einem ähnlichen Event aktiv teilzunehmen. Da auch hier nicht mit Wasser gegeizt wurde, war die Mitnahme von elektronischem Equipment nicht angeraten, und ich warte noch darauf, die Bilder wie versprochen von der Schule gebrannt zu kriegen, um dann auch ein bisschen was von diesem (wirklich unglaublich spassigem) Erlebnis berichten zu können.

In diesem Sinne

mata ne

Ben

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