Samstag, 16. November 2013
Reisetagebuch, Teil IV
Tag 6 (14.11.):

Den heutigen Tag verbrachte ich mal wieder mit Sightseeing. Heute war also Matsuyama dran. Als erstes fällt einem natürlich das Badehaus des Dogo-Onsen in direkter Nachbarschaft zu meinem Ryokan auf:



Wer errät, woher dem einen oder anderen dieses Gebäude bekannt vorkommt, bekommt ein extra O-Miyage von mir ;) (Dürfte allerdings den nicht-japaninteressierten eher schwer fallen oO).

Der weitere Weg führte mich dann zum Matsuyamajo, dem Schloß der Stadt Matsuyama. In der Tat handelte es sich um 2 Schlossanlagen, wobei die erste nicht wiederaufgebaut wurde, sondern zu einem Garten umfunktioniert wurde, in dem lediglich die ehemaligen Grundmauern der Schlossanlage noch zu erkennen sind.







Das praktische an Japan ist in der Tat, dass hier alles sehr gut und ausführlich beschriftet und beschildert ist, so dass man eigentlich immer bestens informiert ist, was man da so zu sehen bekommt. Aber seht selbst:



Informativ, oder? (Und nein, ich kann das auch nicht lesen, die Menge an Kanji überfordert mich einfach...)

Zur eigentlichen Schlossanlagen ging es dann über eine kurze, gut ausgebaute Treppe.



Oben angekommen, konnte ich dann bereits das Schloss sehen.



Das Matsuyamaschloss ist eines der wenigen, in denen man auch etwas mehr als nur Mauern zu sehen bekommt. Hier ist noch ein Museum über den Werdegang der Stadt und seiner Daimyo (Fürsten) untergebracht. Und dieses Mal war fotografieren im Museum tatsächlich erlaubt (hurra :))

Es gab daher einige Ausstellungsstücke militärischer Natur...





...aber auch literarischer Natur zu sehen.



Ausblick vom Turm



Besonderes Highlight stellte eine Samurairüstung zum anprobieren dar.



Der Versuchung konnte ich natürlich nicht verstehen, und so verwandelte ich mich in kürzester (o.K., alle Fehlversuche abgezogen etwa 45 min.) Zeit in "nekutai no samurai".



Wobei ich echt überrascht war, wie leicht so eine Samurairüstung ist, und wie beweglich man darin noch bleibt. Ein europäisches Kettenhemd alleine ist mindestens doppelt so schwer! Zur Ausrüstung fehlt hier eigentlich noch der Mundschutz, der laut Hinweistafel dabei sein sollte, der sich aber einfach nicht auffinden ließ.

Was mich dabei auch erstaunt, je mehr ich über die Geschichte Japans erfahre und die historischen Städten besichtige, desto stärker zeichnet sich doch ein Bild, dass die geschichtliche Entwicklung in Japan der in Europa doch gar nicht so unähnlich war. Insbesondere auch die Konstruktionsweisen der Schlösser scheinen durchaus ähnlich zu sein, man griff zwar auf unterschiedliche Materialen zurück (und hat in Japan meines Erachtens nach wesentlich schöner gebaut), aber die militärischen Grundlagen scheinen sich durchaus zu ähneln, insofern ich das mit meinem beschränkten Wissen beurteilen kann.

Um das Schloss herum erschloss sich mal wieder ein kleiner Park...



...mit vielen japanischen Tieren.



Ansonsten verbrachte ich den Rest des Tages noch mit den üblichen japanischen Kulturgütern, wie z.B. Gärten...



Tempeln...



Treppen...



und Schreinen



Also wer es noch nicht ahnt, Japan ist in der Tat das Land der Berge und Treppen. Und die Treppen sind hier teilweise in einem Zustand, in dem man in Deutschland die Nutzung untersagen würde, um Stürzen und Verletzungen vorzubeugen.

Tag 7 (15.11.):

Den heutigen Tag verbrachte ich mit der Reise zu meinem nächsten Ziel. Heute ging es mit dem Zug nach Takamatsu. Um Geld zu sparen (und zu probieren, ob es auch funktioniert) entschied ich mich, nur auf Lokalzüge (und nicht auf Expresszüge) zurückzugreifen. Mit ein wenige Geduld ist das in Japan auch durchaus eine denkbare Reisevariante, und so kam ich dann nach 4 mal umsteigen und ca. 5 Stunden Fahrtzeit im ca. 150km entfernten Takamatsu an. Es ist aber anzumerken, dass japanische Züge in der tat pünktlich und zuverlässig fahren, und ich insgesamt auch nicht mehr als 30 Minuten Wartezeit an den Bahnhöfen verbracht habe. Der Organisationsgrad der japanischen Bahn ist also tatsächlich enorm hoch, die Fahrtzeit resultiert tatsächlich daran, dass die Lokalzüge jede einzelne Milchkanne ansteuern.

Da ich mir diesmal geschickterweise die Karte zum Hotel im Vorfeld auf dem Handy gespeichert hatte, gelang es mir auch etwas schneller, mein Hotel zu finden. Diesmal hatte ich mir für die Übernachtung ein Kapselhotel ausgesucht, eine Übernachtungsmöglichkeit, die (aus gutem Grund!) nur in Japan existiert (das gleiche gilt meines Erachtens nach auch für Internetcafes). Ich bekam für die Übernachtung dann also eine Schlafkapsel in einem, an ältere Sciencefictionfilme erinnernden, Schlafbereich zugewiesen.





Die Ausstattung ist sehr spartanisch, ansonsten sind noch Gemeinschaftsduschen im 1. Stock (die Kapsel ist im 4.) vorhanden, und ein kleiner Frühstücksraum. Die Übernachtung hat mich in etwa so viel gekostet wie in meinem Ryokan in Matsuyama oder in einem Internetcafe, beides Übernachtungsmöglichkeiten, die ich jederzeit vorziehen würde (insbesondere das Ryokan, das war wirklich fantastisch!).

Mein Fazit zu dieser Art zu Übernachten: Das Geld nicht wert. Nicht schön und keine vernünftigen Leistungen. Kann man eigentlich nur empfehlen, um einmal diese Erfahrung gemacht zu haben, ich werde in Zukunft immer auf Alternativen zurückgreifen.

Nach Besichtigung meines Hotels machte ich mich noch auf den Weg in die Stadt, um mich schon mal ein wenig umzuschauen, und noch einen Happen zu essen. Doch auch hier scheint Takamatsu nicht wirklich viel zu bieten zu haben, eine wirklich langweilige, trostlose Stadt, und ich bin froh, wenn ich am Sonntag wieder abreisen kann.

Wenn alles gut läuft, werde ich mit meinem morgigen Teil tatsächlich zu meinem aktuellen Reisestand aufschließen :)

Bis dahin
Ogenkide

Benjamin

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Freitag, 15. November 2013
Reisetagebuch, Teil III
Tag 4 (12.11.):

Der nächste Tag begann damit, dass ich nach dem Frühstück erst mal meine Sachen packen und das Zimmer abgeben musste. Ich hatte mich nämlich recht spontan dazu entschieden, noch eine Nacht länger in Hiroshima zu bleiben, weswegen leider ein Zimmerwechsel vonnöten war. Für den Tag hatte ich mir vorgenommen, per Schiff nach Miyajima zu fahren, eine malerische Insel in der Nähe von Hiroshima, auf welcher das wahrscheinlich berühmteste Motiv Japans zu sehen ist: Das Ootori (große Tor).



Zur Feudalzeit Japans war die Insel systematisch abgeriegelt, und Besucher durften sich nur durch dieses Tor der angrenzenden Tempelanlage nähern.





Sehr schön anzusehen sind auch die ganzen zahmen Rehe, die über die Insel verstreut herumlaufen und sehr zutraulich sind, insbesondere, wenn man etwas zu essen in der Hand hat. Einige Exemplaren standen sogar schon mal fürs Restaurant an.



Ansonsten gibt es hier wieder sehr schöne Bauwerke, Tempelanlagen und Schreine zu sehen, aber auch einige Parks gehören mit zu den Sehenswürdigkeiten der Insel.



Nachdem ich jetzt doch schon einige Zeit unterwegs war, gönnte ich mir zur Stärkung schon mal eine Spezialität der Insel: Anagomeshi (Gegrillten Seeaal auf Reis).



Der Nachmittag führte mich wieder durch eine Vielzahl von Tempel- und Schreinanlagen, seht einfach selbst:







Auch sehr interessant fand ich, wie sehr Japaner um das Wohlergehen ihrer Gartenzwerge (oder eher Heiligenstatuen?) besorgt sind, und ihnen für die kalte Jahreszeit sicherheitshalber schon mal Mützen stricken und aufsetzen.



Vor der Rückfahrt genehmigte ich mir noch eine andere Spezialität: Yakigaki (Gegrillte Auster).



Sehen vielleicht etwas unappetitlich aus, haben ihren Ruf als Delikatesse (vielleicht im Gegensatz zu Fugu) tatsächlich zu Recht. Wer Muscheln gegenüber prinzipiell nicht abgeneigt ist, sollte diese durchaus mal probieren.

Damit war Miyajima für mich auch erledigt, etwa 5 Stunden bin ich auf der Insel unterwegs gewesen, dazu noch ca. 1 Stunde An- und Abreise. Es war ein fantastischer Ausflug, und ich habe meine Zeit dort sehr genossen.

Nachdem ich den Abend eigentlich in einem Izakaya (eine Art Pub mit Speisen, eine in Japan sehr weit verbreitete Art Lokal) verbringen wollte, ich bei der Suche nach der Empfehlung meines Reiseführers jedoch mitten im Rotlichtviertel vor verschlossenen Türen stand, beschloss ich kurzerhand, mich doch in das nächstbeste Lokal zu begeben, und ließ diesen Tag somit wieder bei Okonimiyaki und ein oder zwie Gläser Nihonshu (Reiswein, in Deutschland oft irrtümlich als Sake bezeichnet) ausklingen. Diese Wahl erwies sich dann doch als ausgezeichnet, erwies sich das Lokal doch als durchaus interessanter Ort, und der Wirt zeigte sich nach einigen Gesprächen sogar bereit, mir ein Glas seines besten Nihonshus zu spendieren :)

Tag 5 (13.11.):

Den heutigen Tag verbrachte ich hauptsächlich mit der Reise von Hiroshima nach Matsuyama per Bahn und Fähre. Hierbei entstanden keine wirklich interessanten Bilder. Nach meiner Ankunft konnte ich allerdings nach einer kurzen Suche meine Unterkunft beziehen, und stellte fest, dass ich hier wirklich einen Hauptpreis gezogen hatte: Mit meinem Ryokan, einer traditionellen japanischen Herberge, hatte ich doch tatsächlich die bisher (und wie es sich erwies auch im weiteren Verlauf) mit Abstand schönste und interessanteste Unterkunft zu einem wirklich erschwinglichen Preis. Aber seht selbst:





Auch der Besitzer war unheimlich freundlich und hilfsbereit, und sprach auch ein ausgezeichnetes Englisch.

Nach Bezug meines Zimmers machte ich noch einen kleinen Bummel durch die Stadt und aß ein paar Udon, etwas dickere Buchweizennudeln, die als Spezialität Shikokus gelten, und kleidete mich im Anschluss in meinen vom Ryokan bereitgestellten Yuugata und genoss ein Bad im herbergseigenen Onsen (einer klassischen japanischen heißen Quelle).

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Mittwoch, 13. November 2013
Reisetagebuch, Teil II
Tag 2 (10.11.):

Der zweite Tag fing schon mal vielversprechend damit an, dass ich direkt das Frühstück verschlief und somit direkt das Auschecken konnte. Um nicht mit ganz leerem Magen auf die Reise zu gehen also schnell noch im Konbini am Supermarkt ein Melonenbrötchen (Meronpan, leicht süßlich, schmeckt vorzüglich) und ein Sushi Obentou (Pausenbox, gibts in verschiedensten Variationen, hier halt mit Sushi) besorgt.
Im Anschluss gings dann Richtung Hiroshima. Auf Grund allgemeiner Orientierungslosigkeit (nämlich von mir, denn ich hatte eigentlich keine Ahnung, wie ich hier wieder wegkommen sollte, und Schalterbeamten gibts in diesem Ort auch nicht oO) habe ich mich dann doch entschieden, die erste Etappe direkt mit dem Shinkansen anzugehen. Nach 1 1/2 Stunden sehr angenehmer Fahrt (und im Gegensatz zur deutschen Bahn tatsächlich pünktlich auf die Minute) kam ich dann in Hiroshima an. Nach dem Debakel mit der Hotelsuche in Shimonoseki hatte ich mich schon auf ähnliche Erfahrungen in Hiroshima eingestellt, und war daher doch sehr positiv überrascht, als gleich das erste Hotel mir für 2 Nächte ein Zimmer anbieten konnte.

Da das Zimmer erst gegen Nachmittag bezogen werden konnte, gab ich also mein Gepäck zur Aufbewahrung ab und machte mich nun daran, schon mal Hiroshima zu erkunden. Mein erster Weg führte mich mein Weg heute in den Shukkeien, ein japanischer Garten nach chinesischem Vorbild, mit angrenzendem Kunstmuseum.

Hier eine kleine Auswahl an Bildern aus dem Garten:







Im Anschluss habe ich mir tatsächlich noch die Ausstellung im Kunstmuseum angesehen. Leider kann ich hiervon keine Bilder präsentieren, da dort das Fotografieren untersagt war (jaja, Japaner und Fotografieverbot, iss klar...). Zu sehen war eine Sonderausstellung über Marc Chagall und eine kleinere Ausstellung verschiedener japanischer Künstler, mit einem Exponat von Dali ("Venus", wenn ich mich richtig erinnere).
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es in der Masse recht interessant war, lediglich einige zeitgenössische japanische Skulpturarbeiten empfand ich doch als sehr langweilig.

Zum Abendessen genehmigte ich mir noch eine Spezialität aus Hiroshima, nämlich Okonomiyaki.



Es handelt sich hierbei um eine Art "Pfannkuchen", mit verschiedensten Zutaten (besondersw für Hiroshima: Soba-Nudeln), die auf einer heißen Platte vor den eigenen Augen zubereitet und dann mit ordentlich Soße drauf verspeist wird.

Den Abend verbrachte ich noch in einer Bar mit dem verheißungsvollen Namen "8-Bit Bar". In der Tat war es so, dass man sich ohne zusätzliche Kosten ein Nintendo oder Super-Nintendo an den Tisch bringen lassen konnte und dann die Gelegenheit hatte, einige Klassiker zu spielen. Ich beschränkte mich allerdings darauf, meine Fähigkeiten im konversationellen Japanisch zu verbessern.

Insgesamt kann man ganz klar sagen, dass es hier unheimlich einfach ist, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Wenn mal in einer Bar oder einem Restaurant sitzt, findet sich eigentlich immer jemand, der einen neugierig ausfragt, wo man herkommt, was man macht und so weiter. Wenn man dann noch ein oder zwei Brocken japanisch beherrscht ist man schnell im Gespräch und kann so den Abend füllen, und interessante Menschen kennenlernen.

Tag 3 (11.11.):

Der dritte Tag begann mit einem angenehmen japanischen Frühstück (2 Stücke Onigiri, etwas Salat und ein bisschen eingelegter Rettich und Spinat sowie einer Misosuppe, dazu Kaffee und Wasser) in der reichlich kleinen Hotellobby.

Für den Rest des Tages hatte ich mir heute vorgenommen, die Gedenkstätten des Atombombenabwurfs zu besichtigen, namentlich den genbakudoomu (Atombombendom), heiwakouen (Friedenspark), das Peace Memorial und das Peace museum. Nach einer kurzen Fahrt mit der Tram (in Japan eines der Universalfortbewegungsmittel, und unheimlich günstig. Fahrten innerhalb des Stadtgebiets in der Regel ca. 1€) kam ich dann relativ zügig an dem Gelände an. Der Dom fällt einem sofort ins Auge, es handelt sich hierbei um eine alte Messehalle, die als einziges Gebäude im Stadtgebiet noch in der Form erhalten ist, wie es nach der Explosion aussah, wenn auch inzwischen zwei Mal verstärkt, um einem Einsturz vorzubeugen.



Insgesamt sind nur sehr wenige Gebäude nach der Explosion überhaupt stehen geblieben, die Masse wurde bis auf die Grundmauern zerstört. Und die restlichen wurden im Rahmen der Wiederaufbauarbeiten abgerissen, um neuen Gebäuden Platz zu machen.

Im anschließenden Heiwakouen befindet sich noch die Peace Flame, eine Fackel, deren Feuer erst dann gelöscht werden soll, wenn die letzte Atomwaffe auf diesem Planeten abgerüstet wurde.



An diesen schließt sich noch der Kenotaph zum Gedenken an die Opfer an. Interessant hierbei ist, dass dieser zusammen mit Fackel und Dom eine Achse bildet.



Auf dem gleichen Areal befinden sich noch das Peace memorial und das Peace museum, die den Rest des Tages in Anspruch genommen haben, in denen das Fotografieren jedoch auch wieder nicht gestattet war (und im Memorial haette ich es ehrlich gesagt auch als pietätlos erachtet).

Über das Memorial kann man eigentlich gar nicht so viele Worte verlieren, es handelt sich um einen Ort des stillen Gedenkens, den man durchaus mal besichtigt haben sollte, wenn man vor Ort ist.

Das Museum hingegen war sehr interessant, zeigt es doch einiges über die Hintergründe des Abwurfs (Hiroshimas Aufstieg, die Wahl Japans als Ziel, die Eingrenzung auf Hiroshima, Nagasaki, etc.) sowie Überreste aus den Ruinen der Stadt (Mauerreste, aber auch Kleidung und Alltagsgegenstände, die in den Ruinen gefunden wurden). Es sind auch einige Bilder von Opfern der Brandwirkung und der Spätfolgen ausgestellt, dieser Teil war in der Tat nicht immer ganz angenehm...

Insgesamt ein wirklich bewegender Ort, mich hat dieser Tag ehrlich gesagt erst mal ziemlich runtergezogen und ich habe erst mal den Rest des Abends gebraucht, um meine Gedanken wieder in Ordnung zu bringen. Ich bin bei sowas allerdings auch ziemlich sentimental. Ich empfehle es aber jedem, der mal in der Nähe sein sollte, sich diesen Ort anzusehen.

Damit beende ich auch meinen Teil für heute, als nächstes dann wieder ein paar schöne Geschichten und Bilder aus Miyajima, und eventuell schon mal über meine Ankunft in Shikoku und meinem kleinen Ryoukan mit eigenem Onsen :)

Bis dahin

Kio tsukete

Benjamin

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Dienstag, 12. November 2013
Reisetagebuch, Teil I
Ohisashiburidane,

ich hab ne Weile nichts von mir hören lassen, tut mir leid. Die letzten 4 Wochen lief mein Praktikum, und es war für mich eine interessante und lehrreiche Zeit. Ich durfte(?) eine Präsentation auf Japanisch halten (Thema: IT-Trend in Deutschland) und im Anschluss eine eigene iPhone-App programmieren (dies sogar einigermaßen erfolgreich, auch wenn Design und Funktionsumfang auf Grund der zur Verfügung stehenden Zeit leider zu Wünschen übrig lassen. Wen es interessiert: https://itunes.apple.com/us/app/fpassstore/id735938054?mt=8).
Dafür war ich zeitlich aber auch gut ausgelastet und hatte leider nur wenig Zeit zur Verfügung, die ich in der Masse mit meinen Freunden verbracht habe. Ich werde aber versuchen, über die Zeit noch ein bisschen was nachzuliefern.

Doch am Freitag war es dann soweit: Das Praktikum ging zu Ende, und nachdem ich am Freitagabend noch mal ausgiebig gefeiert habe (und am Samstag ein großes Paket zur Verringerung meines Gepäcks nach Deutschland geschickt habe), begann ich meine Reise durchs Land. Ab jetzt will ich daher versuchen, ein möglichst aktuelles Reisetagebuch zu führen. Heute geht es schon mal los mit den ersten beiden Tagen meiner Reise. Für Interessierte: Meine grobe Routenplanung sieht vor, von Fukuoka aus zuerst nach Hiroshima zu Reisen um im Anschluss Shikoku zu besichtigen. Danach will ich bei Kobe nach Honshu zurückkehren um dann Osaka, Kyoto und Nara zu besichtigen. Der letzte Teil wird mich dann nach Tokyo führen, von wo ich wieder nach Deutschland zurückkehr.

Tag 1 (09.11.): Nachdem ich die letzte Nacht in einem Internetcafe verbrachte habe, führt mich meine Reise als erstes nach Hiroshima. Auf dem Weg habe ich allerdings beschlossen, eine Stop in Shimonoseki einzulegen. Shimonoseki ist ein relativ kleiner Ort, der allerdings (wie mir erzählt wurde) den besten Fugu Japans zu bieten hat. Da ich mir diese Spezialität nicht entgehen lassen wollte, beschloss ich also, meinen ersten Stopp hier einzulegen.

Da ich dann doch relativ spät ankam, zeigte sich gleich das erste Problem meines Vorhabens: Leider ist es scheinbar doch nicht ganz so einfach, spontan ein Hotel zu organisieren, zumindest in kleineren Städten. Als ich dann nach ca. 1 1/2 Stunden Suche tatsächlich bei dem ca. 8. Hotel Glück hatte und eine Zimmer bekam, war ich vor allen Dingen erst mal froh, wieder unter die Dusche zu kommen. Das stundenlange Schleppen eines Rucksacks hinterlässt halt seine Spuren...

Die Suche nach einem passende Restaurant gestaltete sich dagegen relativ einfach, da sich hier ein Fugu-Restaurant ans andere reiht. Die Auswahl erfolgte dann mit Hilfe meines Reiseführers. Nach Betreten wurde ich vom (wie in Japan wirklich üblich) überaus freundlichen Personal in den Tatami-Bereich geführt, um dort Platz zu nehmen. Hier wird das Essen nach ganz traditioneller japanischer Art auf dem Fußboden sitzend von einem etwa 30 - 50cm hohen Tisch eingenommen. Auch wenn ich Traditionen mag, fällt mir das Essen auf Tatami immer noch sehr schwer, da ich so unglaublich schrecklich unbeweglich bin, dass ich noch keine Sitzposition für mich ausfindig machen konnte, in der ich länger als 10 Minuten ohne Schmerzen oder taube Füße am Tisch sitzen kann. Als Ausländer erregt man in Japan sowieso einiges an Aufsehen, und der Wirt hat sich sehr erfreut gezeigt, dass ihn auch deutsche Gäste besuchen kommen. Japanischkenntnisse kommen im Übrigen immer gut an ;) Nach kurzer Wartezeit habe ich dann auch endlich meinen Fisch erhalten.



Ich hatte mich für ein Menü aus verschiedenen Spezialitäten entschieden, und bekam daher:
- Fugusashimi (im Bild, großer Teller)
- Fuguinnereien (im Bild, einer der kleinen Teller)
- Fugutatar (im Bild, einer der kleinen Teller)
- Fugutempura (leider nicht im Bild)
- Selbst zu grillenden Fugu (leider nicht im Bild)

Die Innereien hab ich in der Tat mehr aus Höflichkeit denn aus Genuss aufgegessen (wobei sie nicht wirklich schlimm waren, aber Innereien sind halt nur bedingt mein Ding), Tatar und Sashimi waren in der Tat relativ lecker, wenn auch nicht besonders intensiv im Geschmack. Tempura und gegrillt hat der Fisch aber wirklich fantastisch (wenn auch irgendwie ein bisschen wie Hühnchen) geschmeckt.

Mein Fazit: Ich bin sehr glücklich, Fugu probieren zu können, aber es wird für mich sehr wahrscheinlich bei diesem einen Mal bleiben. Geschmacklich ist hier einfach nicht genug geboten um den doch relativ stolzen Preis zu rechtfertigen. Es ist halt das potenziell tödlichste Essen der Welt (auch wenn es in lizenzierten Restaurant zu keinen Zwischenfällen kommt), und daher mehr (zumindest für mich) mehr eine interessante Erfahrung als eine echte Delikatesse.

Eigentlich wollte ich noch ein bisschen was über meinen ersten Tag in Hiroshima schreiben, aber da dieser Artikel jetzt doch relativ lang geworden ist (und es hier auch schon wieder 1:30 Uhr ist), verschiebe ich das doch lieber auf mein nächstes Update. Hoffentlich morgen. Dann auch gleich 2 oder 3 Tage zusammenhängend, mit mehr Bildmaterial, versprochen ;)

Bis dahin

Mata ne

Ben

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Mittwoch, 9. Oktober 2013
太宰府 (Dazaifu)
Ohayougozaimasu,

in der letzten Nacht wurden wir hier von einem Taifun heimgesucht, weswegen ab 5 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt wurden und meine Schule auch bis heute 13:00 Uhr geschlossen hat, weswegen ich heute in der Frühe mal wieder Zeit habe, meinen Blog zu aktualisieren. Gottseidank war er allerdings nicht allzu stark, so dass mir hier nichts schlimmeres passiert ist ;)

Nachdem am Sonntag doch schönes Wetter war (am Samstag war ich den ganzen Tag im Regen unterwegs), habe ich mich am Morgen spontan entschlossen, auch mal meinem kulturellen Interesse nachzugehen und mir die traditionelle Seite Japans zu Gemüte zu führen.

Mein Weg führte mich mittels angenehm klimatisierten Zügen in das benachbarte Dazaifu, einst eine wichtige Stadt in der japanischen Verwaltung. Heute ist diese Stadt vor allem bekannt für ihren traditionellen Stil sowie noch existierende prachtvolle Schreine.

Bereits nach der Ankunft konnte man einen Blick auf eine Straße erhaschen, wie man sie sich traditionell in Japan vorstellt. Auch die dort vorhanden Touristenkrimskrams Geschäfte (und ein kitschiger "Hello-Kitty Store" konnten diesen Eindruck nicht trüben.



Der weitere Weg führte mich dann zum 光明禅寺 (komyozenji), Japans (angeblich) erstem Zen-Kloster mit Zengarten.





Gegen eine kleine Eintrittsgebühr durfte man (nachdem man vorher die Schuhe ausgezogen hat!) auch das innere sowie den Garten besichtigen.





Es war schon ein erstaunliches Gefühl, nach ca. 30 Minuten Sitzens in der Ruhe des Gartens den Tempel wieder zu verlassen und weiterhin eine innere Ruhe und Ausgeglichenheit zu verspüren. In der Tat ein nahezu einzigartiges Erlebnis.

Der weitere Weg führte mich dann zum Schrein 天満宮 (Tenman-gu). Dieser ist dem japanischen Gelehrten Sugaware no Michizane gewidmet, der einst in der japanischen Geschichte eine bedeutende Rolle am Hofe innehatte, aber auf Grund einer Intrige in Ungnade fiel und nach Dazaifu verbannt wurde. Als Kyoto, die damalige Hauptstadt Japans, kurz nach seinem Tode von mehreren schweren Katastrophen heimgesucht wurde, beschloss man spontan, ihn zu rehabilitieren und den Status der Göttlichkeit zuzusprechen. Seitdem wird er überall in Japan verehrt und insbesondere von Schülern und Studenten um göttlichen Beistand zum Bestehen ihrer Prüfungen gebeten.





Im folgenden Bild lässt sich erkennen, wie groß der Andrang hier ist, und welchen Bedarf die Japaner dementsprechend an Hilfe bei wichtigen Prüfungen haben. Ich kann mich noch vage erinnern, dass wir damals zu anderen Hilfsmitteln gegriffen haben ;)



Abgerundet wird der Eindruck noch von einem kleinen Bergschrein, auf einer Anhöhe, die nur über eine unheimlich steile, von vielen Toren umsäumte Treppe erreichbar ist.







In diesem Sinne,

mata kondo!

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Mittwoch, 2. Oktober 2013
日本料理一 (Japanisches Essen I)
Konnichiwa,

wie versprochen gibt es nun ein paar Infos und Bilder zum Essen hier :) Ich werde insgesamt mehrere Beiträge über das Essen schreiben, da ich zum einen noch nicht alles probieren und fotografisch dokumentieren konnte, und zum anderen denke, dass der Beitrag ansonsten zu groß werden würde.

Als erstes schreibe ich heute über zwei japanische Spezialitäten, die zum sattessen mehr als geeignet sind sowie eine regionale Spezialität von Kyushuu, insbesondere Fukuoka, sowohl was das Essen selber als auch die Art der Einnahme angeht.

Für den großen Hunger eignen sich hier insbesondere sogenannte "食べ放題" (tabehoudai)-Resturants. Hierbei handelt es sich um die japanische Entsprechung zum allgemein bekannten All-you-can eat.

Als eine spezielle japanische Zubereitungsart ist das Shabu-Shabu zu nennen. Es ist vergleichbar mit Fondue, nur wird hier eine (Fleisch?)brühe zum garen verwendet.



Hierbei ist eine große Auswahl an Speisen vorhanden, wenn man einmal alle Zutaten in die Brühe hat wandern lassen kann man einfach über bereitliegende Tablets neue nachbestellen. Hierbei gibt es eine reichhaltige Auswahl sowohl an Fleisch, Fisch und Gemüse, wenn man bereit ist, etwas mehr zu investieren bekommt man auch höherwertige Zutaten. Die hier zu sehenden Bilder stammen allerdings von der regulären Auswahl zu ca. 13 € pro Person.







Als zweite Zubereitungsart ist das "焼肉" (Yakiniku) zu nennen, hier steht das rösten von Fleisch auf einem kleinen Rost und großer Hitze klar im Vordergrund. Dazu werden allerdings auch noch bei Bedarf kleine Beilagen, wie z.B. koreanischer Kimchi oder "Wakamesuupu" (eine japanische Seetangsuppe, unheimlich aromatisch!) gereicht.





Über das japanische Fleisch ist eindeutig festzuhalten, dass es meist in kleiner Stücken als in Deutschland serviert wird und dabei auch erheblich teurer, insbesondere aber geschmacklich auch um einiges besser ist. Unheimlich zart, saftig und intensiv.

Damit der entstehende Qualm sich nicht zu sehr im Raum verteilt und die Kleidung völlig unbrauchbar macht (meine Sachen haben nach diesem Abend in etwa so intensiv gerochen wie nach 6 Stunden Raucherkneipe, allerdings etwas angenehmer im Aroma ;)), wird der entstehende Rauch direkt oberhalb des Grills mit Hilfe einer (gefühlt) 10 Gigawatt starken Vorrichtung abgesaugt.



Als letztes schließe ich diesen Beitrag mit einer lokalen Spezialität: Das Essen von "ラーメン" (Ramen) im "屋台" (Yatai). Die Yatai sind meines Wissens nach in ganz Japan existent, aber nirgendwo so weit verbreitet wie hier in Fukuoka. Es handelt sich dabei um kleine Imbissbuden, die Abends am Straßenrand errichtet werden, und in denen das Essen in kleinen Auslagen präsentiert und direkt zubereitet wird.



Hier werden verschíeden Gerichte angeboten, die Auswahl erstreckt sich meisten über mehrere verschiedene Arten von Nudelsuppen und Fleischspießen. Eine Spezialität von Fukuoka stellen die sogenannten "とんこつラーメン" (tonkotsuramen) dar, es handelt sich um eine Nudelsuppe in starker Fleischbrühe. Diese gibt es mit unterschiedlichen Zutaten, hier mit etwas Kimchi.





Die verwendete Brühe ist allerdings so stark und geschmacksintensiv (salzig!), dass es eher üblich ist, sie nach dem Verzehr des Inhalts übrigzulassen und nicht mehr auszuschlürfen.

Die Eigenheit des Nudelschlürfens ist hier in der Tat sehr verbreitet, an den Nachbarsitzen hört man regelmäßig laute Geräusche die vom Verzehr zeugen. Dies rührt wohl insbesondere daher, dass die Supper sehr heiß serviert wird und die Nudeln so auf essbare Temperatur gebracht werden. Es erfordert allerdings auch einiges an Übung, Ramen zu essen, ohne seine Kleidung zu versauen.

Getränke, insbesondere alkoholische, zum Essen sind in Japan allerdings relativ teuer, unter ca. 4-5€ ist nichts zu erhalten, abgesehen von Wasser und/oder Tee (je nach Restaurant), welches in beliebigen Mengen kostenfrei zum Essen serviert wird.

Damit schließe ich den ersten Teil über das japanische Essen und wünsche allen einen guten Appetit ;)

Itadakimasu

Benjamin

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Montag, 30. September 2013
Japanischer Garten
So, hier gibt es dann in der Tat wie versprochen die Bilder vom japanischen Garten im Ohorikoen. Da ich mich nicht so mit der Architektur und Gestaltung japanischer Gärten auskenne, will ich auch gar nicht so viele Worte verlieren und einfach die Bilder für sich selbst sprechen lassen.



















Ich hoffe, diese Bilder konnten zumindest einen kleinen Eindruck vermitteln. Ich befürchte allerdings, dass es mir nicht möglich war, Die Faszination, die mich in diesem Garten überkommen hat auch nur einigermaßen einzufangen.

Zum Abschluss noch ein kleines Bild eines inzwischen auch in Deutschland verbreiteten und bekannten Tieres, ohne das ein japanischer Garten vermutlich nicht komplett ist.



Die nächsten Tage werde ich dann mal mein Versprechen einlösen, und etwas zu dem (unglaublich fantastischen) Essen hier schreiben. Bis dahin

mata ne

Benjamin

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